
Ob in Forschungsprojekten, wirtschaftlichen oder soziale Vorhaben – oft stehen wir vor der Herausforderung, komplexe Inhalte verständlich und greifbar zu vermitteln. Welchen Beitrag kann Bewegtbild dabei leisten, um Zusammenhänge anschaulicher zu vermitteln und Projekte wirkungsvoller zu präsentieren? Datenkompass hat mit Adrian Lindenthal, Gründungsmitglied von Filmproduktionen Elise (www.elisefilm.at), gesprochen. Das junge, kreative Team entwickelt visuelle Erzählformen, die weit über klassische Imagefilme hinausgehen.
Wenn Sie an Videos denken, die in wenigen Minuten komplexe Zusammenhänge vermitteln und zugleich authentisch sein wollen: Geht das überhaupt?
Schwierige Frage … Aber ja, es geht, insofern als es gar nicht unbedingt wichtig ist, die Gesamtheit zu dokumentieren, sondern eher Schlüsselmomente. Und um diese Schlüsselmomente geht es – diese in ein Video hineinzupacken und denen einfach ein größeres Bild zu geben. Also es bleibt natürlich immer ein Ausschnitt, ein Kompromiss.
Filmproduktionen Elise hat zahlreiche Videos gedreht, um Inhalte dokumentarisch darzustellen bzw. Projekte zu promoten. Was ist denn hier die Herausforderung, wenn Szenen nicht gestellt werden, sondern live miterlebt und gefilmt werden?
Eine Herausforderung ist sicher, das Authentische aufrechtzuerhalten. Natürlich braucht es schon eine Vorplanung und irgendwie eine Art Skript, aber trotzdem muss es dann in diesem Skript noch ein bisschen spontan bleiben.
Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Ja mit Schlüsselpersonen zu reden, die für dieses Projekt verantwortlich sind, ist auf jeden Fall der Start. Um herauszufinden, was ist Ihnen wichtig? Was denken Sie? Und daraus abzuleiten: Wo ist man als Videoproduktionsteam dabei, wo nicht. Letztlich geht es immer darum, viele Tage investiert man jetzt in das Projekt. Das impliziert eine technische Planung, wie aufwendig man das überhaupt gestalten will, so dass es noch authentisch bleibt.
Als Laie unterschätzt man oft den Aufwand, der in einem Video steckt. Gibt es irgendwie eine einfache Formel dazu?
Es kommt sehr auf die Komplexität dieses einminütigen Videos an: Geht es darum, jetzt zum Beispiel aus einem Tag Workshop ein einminütiges Video rauszuschneiden, dann wird man wahrscheinlich diesen Tag brauchen, um das zu filmen und dann vielleicht noch einmal grob einen halben oder besser einen Tag, um zu schneiden. Wenn es aber darum geht, ein Projekt, das sich über halbes Jahr zieht, dann gibt es wahrscheinlich keine einfache Formel.
Vermutlich gab es auch Stolpersteinen, aus denen Filmproduktionen Elise viel gelernt hat. Was fällt Ihnen dazu ein?
Es sind viele, viele Kleinigkeiten. Also zum Beispiel man vergisst, genügend Akkus mitzunehmen auf einen Dreh oder man vergisst Speicherkarten mitzunehmen oder man hat die Speicherkarten bei sich zu Hause liegen gelassen - das ist mir jetzt gerade letztens passiert. Ich fahre zur falschen Location, habe mit mir die Regie, die stresst und einen Tonmann, der relaxed ist. Aber. Ich glaube, was man auf jeden Fall daraus lernt, ist eben einfach, immer davon auszugehen, dass niemand anderer das für einen macht. Andere Sachen einfach zum Beispiel nicht auf den Rekordknopf zu drücken oder sowas. Ganze Banalitäten, aber man ist auf so viele andere Sachen fokussiert und dann gibt es dieses wichtige Interview und dann kommt man nach der zweiten Minute drauf. Ich habe nicht auf den Reset-Knopf gedrückt oder so, also irgendwie viele, viele Kleinigkeiten.
Ressourcen sind ja immer knapp: Was spricht dafür, diese eher in ein Projektvideo zu investieren als in die Projektinhalte selbst?
Gerade in einer Welt, in die Aufmerksamkeitsspanne meist kurz ist, ermöglichen es bewegte Bilder, Information schnell zu verbreiten und Informationen auch irgendwie attraktiv zu verbreiten. Das ist die Stärken des Mediums Film, dass es einfach angenehm und niederschwellig ist, sich das anzuschauen und dadurch Inhalte leichter vermittelt werden können. Man muss aber auch ein bisschen differenzieren und sich die Frage stellen: Was passiert denn mit diesem Video? Wie verbreitet man das? Wie kommt es dann wirklich an die Leute, die es betrifft? Wenn man diese Aspekte übersieht – und es kommt immer wieder vor – dann hat man zwar ein Video, aber nicht die erhoffte Wirkung! Und dann verliert es natürlich seinen Sinn und seinen Wert.
Fällt Ihnen ein Best Practise Beispiel aus Ihren jüngsten Produktionen ein? Und wie ist es entstanden?
Ja, es ging darum, den Mehrwert eines Recyclingunternehmens zu vermitteln und den Recyclingprozess kurzweilig zu erklären. Wenn man das Thema irgendwie hernimmt und dann nur diese Fabriksbilder zeigt, wie die Flaschen wiederverwendet werden und da spricht eine Stimme drüber, dann ist das vielleicht ein bisschen langweilig und monoton. Daher die Idee, diesen Recyclingprozess, der irgendwie in irgendeiner Form auch eine Reise ist, als solche darzustellen. Die Reise der PET-Flasche. Also zwei Freunde, eine Radfahrerin und Radfahrer gehen auf eine Radtour da. Der eine Protagonist schmeißt eine Flasche in den Müll und sie sagt dann zu ihm Okay, wie weißt du überhaupt, welchen Prozess jetzt diese Flasche irgendwie durchmacht? Und dann radeln sie los. Und auf diese Reise erklärt sie ihm dann immer wieder, was da genau in diesem Prozess passiert und wie das Material wiederverwendet wird. Und so kann man an sich technische, trockene Inhalte irgendwie szenisch ein bisschen interessanter erzählen. Denn bleibt das Publikum eher dran und merkt sich vielleicht etwas besser, worum es geht. Dafür haben wir zum Beispiel zwei Wochen gebraucht.
Spannend, dann darf ich den Link veröffentlichen?
Ja klar.
Danke und weiter gutes Gelingen!
Adrian Lindenthal – Filmproduktionen Elise, Bildgestaltung und Schnitt
Adrian schloss eine Ausbildung im Fach Multimedia mit Schwerpunkt auf audiovisuelle Medien ab. Er absolvierte Praktika in der Werbefilmbranche und arbeitete als Saalregisseur im Filmmuseum Wien. Neben Filmproduktionen Elise arbeitet Adrian bei Neulandfilm, wo er an der Herstellung von Sendungen wie Dok 1 maßgeblich mitwirkt. www.elisefilm.at